
Der Traum vom Eigenheim – ein Ziel, das für viele in weite Ferne rückt
Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist in Deutschland ungebrochen. Doch für viele bleibt dieser Traum unerreichbar. Hohe Baukosten, teure Nebenkosten und eine schwache Bautätigkeit stehen dem entgegen. Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der privaten Bausparkassen, erläutert im Interview mit rbb24 Inforadio die Hintergründe und zeigt mögliche Lösungswege auf.
Die Bautätigkeit sinkt dramatisch
Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist 2024 um 26 Prozent gesunken. Dieser Rückgang hat weitreichende Folgen für den Wohnungsmarkt. „Es wird schlichtweg zu wenig gebaut, um die Nachfrage zu decken“, so König. Gründe dafür sind steigende Baukosten, verursacht durch teure Materialien, Lieferengpässe und die Inflation. Hinzu kommen immer höhere Standards, die den Bau von Wohnungen zusätzlich verteuern.
Die schwache Bautätigkeit betrifft dabei alle Regionen. Besonders in Ballungsgebieten, wo der Bedarf am größten ist, fehlt es an neuen Bauprojekten. Das verschärft die Wohnungsnot und treibt die Preise für bestehende Immobilien in die Höhe.
Nebenkosten – ein unterschätztes Hindernis
Neben den Baukosten stellen auch die Nebenkosten eine immense Hürde dar. In Deutschland sind diese im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders hoch. Ein Beispiel ist die Grunderwerbsteuer: Bei einem Kaufpreis von 500.000 Euro müssen Käufer*innen 32.000 Euro allein dafür zahlen. Dazu kommen Notarkosten, Maklergebühren und Kosten für die Eintragung ins Grundbuch.
„Diese Nebenkosten fallen bei jeder Immobilie an und werden oft unterschätzt“, erklärt König. Für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen werden solche zusätzlichen Belastungen schnell untragbar. Die hohen Nebenkosten sind einer der Hauptgründe, warum viele potenzielle Käufer*innen vom Kauf eines Eigenheims absehen.
Warum der Wunsch nach Wohneigentum bleibt
Trotz aller Hindernisse bleibt der Traum vom Eigenheim für viele Menschen ein wichtiges Lebensziel. Besonders junge Erwachsene sehen darin eine Möglichkeit, sich langfristig abzusichern. Wohneigentum gilt in Deutschland weiterhin als effektiver Schutz vor Altersarmut. Eigentümer*innen müssen sich im Alter keine Sorgen über steigende Mieten machen und können ihr Eigentum an kommende Generationen weitergeben.
Doch der Weg zum Eigenheim wird immer schwieriger. Für Durchschnittsverdiener*innen ist es kaum mehr möglich, die hohen Kosten zu stemmen. Selbst Doppelverdiener-Haushalte stoßen an ihre finanziellen Grenzen, wenn sie sich den Traum von einer eigenen Immobilie erfüllen möchten.
Forderungen nach politischen Lösungen
Christian König sieht die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau zu verbessern. „Wir brauchen mehr Bauland und eine Entlastung bei den Nebenkosten“, fordert er. Die Ausweisung neuer Baugebiete könne dazu beitragen, die Nachfrage zu decken und die Preise zu stabilisieren. Gleichzeitig müsse die Grunderwerbsteuer gesenkt oder zumindest für Erstkäufer*innen ganz abgeschafft werden.
Auch Förderprogramme für den Wohnungsbau wie die Wohnungsbauprämie könnten helfen, die Situation zu entspannen. Staatliche Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite für Familien und Erstkäufer*innen könnten dazu beitragen, dass mehr Menschen Wohneigentum erwerben können. Ohne solche Maßnahmen werde der Traum vom Eigenheim für viele jedoch weiterhin unerreichbar bleiben.
Handlungsbedarf laut Studien bestätigt
Die Einschätzungen von Christian König werden durch eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts bestätigt. Die Studie zeigt, dass der Zugang zu Wohneigentum immer schwieriger wird – insbesondere für Haushalte mit mittlerem Einkommen. Wohneigentum bleibt zwar eine attraktive Möglichkeit, Vermögen aufzubauen und sich gegen Altersarmut abzusichern, doch die finanziellen Hürden sind enorm.
Die Studie fordert ebenfalls eine aktive Rolle der Politik. Nur durch eine gezielte Förderung und eine Anpassung der steuerlichen Rahmenbedingungen könne verhindert werden, dass Wohneigentum zu einem Luxusgut wird, das sich nur noch wenige leisten können.
Fazit: Ein Traum, der politische Unterstützung braucht
Der Traum vom Eigenheim ist für viele Menschen ein zentraler Lebenswunsch. Doch die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt zeigt, dass es dringend politischer Maßnahmen bedarf, um diesen Wunsch wieder greifbarer zu machen. Mehr Bauland, niedrigere Nebenkosten und eine stärkere Förderung könnten dazu beitragen, dass sich mehr Menschen ein eigenes Zuhause leisten können.
Der Handlungsdruck ist groß – denn für viele bleibt der Traum vom Eigenheim bislang nur ein unerfüllter Wunsch.