
Baufinanzierung – Rückgang beim Neugeschäft mit Immobilienkrediten
Anbieter von Baufinanzierungen (vornehmlich Banken und Sparkassen) beklagen Anfang 2023 ein deutlich zurückgehendes Neugeschäft mit Immobilienkrediten. Der Trend zeichnete sich im Verlauf des Jahres 2022 ab und nahm dann an Fahrt auf. Demnach sank das Volumen der Baufinanzierung von neuen, privat errichteten Häusern im 4. Quartal um 39 % gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl wurde im November 2022 ermittelt.
Volumen der Baufinanzierungen im langfristigen Tief
Das Volumen bei den Immobilienkrediten an private Bauherren erreichte im November 2022 den tiefsten Stand der letzten 11 Jahre. Niedriger lag es zuletzt im Juni 2011. Schon in den Vormonaten hatte es bei der Baufinanzierung deutliche Einbrüche gegeben, doch der November fiel nochmals deutlich schlechter für die Baufinanzierungen aus. Das abgeschlossene Neufinanzierungsvolumen erreichte nur noch 13,6 Milliarden Euro, wie die Experten der Analysefirma Barkow Consulting errechneten. Als erstaunlich gilt der Trend deshalb, weil das Geschäft mit Immobilienkrediten noch im März 2022 mit über 32 Milliarden Euro ein Rekordhoch erreicht hatte. Wenn man diesen Höchststand mit dem Tiefststand im November 2022 vergleicht, liegt der Rückgang bei den Baufinanzierungen zwischen Frühjahr und Herbst 2022 bei 57,5 %. Mit dem einsetzenden Herbst verstärkte sich der Rückgang bei den aufgenommenen Immobilienkrediten. Das Volumen der gesamten Baufinanzierung in Deutschland lag im September 28 % unter dem Vorjahreswert, im Oktober waren es 34 %, im November dann 39 %. Für Dezember liegen noch keine belastbaren Zahlen vor. Barkow Consulting bezog die Daten für diese Analyse von der Deutschen Bundesbank und der EZB. Die Zahlen der Bundesbank für Deutschland gelten als sehr genau und zuverlässig.
Ursachen für den Rückgang bei der Baufinanzierung
Die Hauptursache für das sinkende Neugeschäft sind die gestiegenen Bauzinsen. Hinzu kommen die inflationsbedingt gestiegenen Materialpreise, welche Bauherren abschrecken. Das Material wird kreditfinanziert, sodass sich die Preissteigerungen auf die Höhe von Immobilienkrediten auswirken, die gleichzeitig höher verzinst werden. Baufinanzierungen sind damit auf einmal nach einer sehr langen Billigphase sehr teuer geworden. Die FMH-Finanzberatung hat sich die Konditionen bei Immobilienkrediten etwas näher angeschaut: Demnach müssen die Kunden heute für eine Baufinanzierung mit ~4,0 % Zinsen rechnen. Dies ist wiederum ein Höchststand seit 2011, seit Jahresanfang 2022 sogar eine Vervierfachung.
Rückgang bei Immobilienkrediten: Belastung für Banken und Sparkassen
Für Banken und Sparkassen ist der Rückgang bei der Baufinanzierung eine große Belastung. Von ihrem Kreditgeschäft entfallen 43 % auf Baufinanzierungen. Deren Volumen war während lange anhaltenden Immobilienbooms des letzten Jahrzehnts gewaltig gestiegen. Der Bestand (laufende Verträge und Neuabschlüsse zusammen) erreichte im September 2022 einen Rekordwert von 1,55 Billionen Euro. Dieses Geschäft mit Immobilienkrediten dürfte in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen.
Neuer alter Star das Bauspardarlehen
Bausparverträge, die in den vergangenen Jahren als verstaubt und altmodisch galten, erleben nun wieder einen neuen Boom. Der Hintergrund: Die Guthabenzinsen der Bauspardarlehen während der Ansparphase werden für die Kunden plötzlich wieder interessant. Wie die Bundesbank bekannt gab, stieg das Volumen der Bausparverträge ab Juli 2022 deutlich an. Einen vorläufigen Höchststand auf 10-Jahres-Sicht markierte es in Q3/2022: Bauspardarlehen mit einem noch höheren Volumen waren zuletzt in Q4/2012 abgeschlossen worden, wie die Wirtschaftsprüfer von PwC mit Daten der Bundesbank ermittelten.